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Entry No
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6200546
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Bib
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Player
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Organization
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Gender
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W
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Birth Date
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1977/10/30
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Country
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Switzerland
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Nationality
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Switzerland
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Name
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KIMLOVA Eva
(KIMLOVA EVA)
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Events
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DIVING
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Height
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161
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Weight
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58
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Group
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Competitor
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Blood Type
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Grade
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1
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University
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BERN
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Major
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ISSW / SPORT
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Mein Tagebuch |
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unterstützt
durch: |
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Mittwoch,
3.9.2003 |
Nachdem
ich nun gründlich ausgeschlafen habe, kann ich die Gedanken schon ein
wenig besser ordnen. All
die Eindrücke und Erlebnis der Universiade werden mich noch sehr
lange in meinen Erinnerungen begleiten. Dies war das erste Mal, dass ich
an einem sportlichen Anlass dieser Grössenordnung teilnehmen konnte. All
meine bisherigen internationalen Erfahrungen wurden durch dieses Ereignis
in den Schatten gestellt. Die während der Universiade gelebte Einheit der
Völker, Sportler, Kulturen und Rassen ist unbeschreiblich eindrücklich
und zeigt in aller Deutlichkeit auf, dass verschiedenste Menschen trotz
oder gerade wegen all ihrer Unterschiede friedlich zusammenleben können.
Gleichzeitig gibt mir die Teilnahme an der Universiade auch ein wenig
gesunde Distanz zu Gegebenheiten in meinem Sport, welche mich zuvor doch
ab und zu enervierten. Ich bin überzeugt, dass mir das Abenteuer
Universiade einen zusätzlichen Motivationsschub für die kommende Saison
geben wird, welche aufgrund der noch zahlreicheren geplanten
internationalen Auftritte noch intensiver als die vergangene sein wird.
Die sportliche Bestätigung im 1m-Wettkampf lässt mich guten Mutes der
EM-Saison entgegen sehen und wird in den kommenden harten Trainingsmonaten
mit Sicherheit einige Male dafür sorgen, dass der nötige letzte Biss
nicht verloren geht!
Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf die neuen Herausforderungen und
sehe der Saison 2004 guten Mutes und motiviert entgegen! An dieser Stelle
möchte ich zum Schluss meinen Sponsoren, ohne deren Hilfe ich mein
grosses Trainingspensum gar nicht aufrechterhalten könnte, für
die tatkräftige Unterstützung danken und freue mich auf die weitere
Zusammenarbeit!
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Dienstag,
2.9.2003 |
Zum guten Glück hatte ich meine Tasche gar nicht erst ausgepackt, so dass
ich schnurstracks in den Bus steigen konnte...
Ein letzter Eindruck der Hauptstadt, ein letztes koreanisches Lächeln und
schon sassen wir im Flieger nach Hause. Die elfstündige Reise nach Zürich
verging buchstäblich wie im Flug. Ich ergab mich dem Gähnbedürfnis und
schlief den Schlaf der Gerechten. Geweckt wurde ich erst vom Rumpeln beim
Aufsetzen auf heimatlichen Boden. Auch die elend lange Zugreise nach Thun
brachte ich mit Müh und Not noch hinter mich... Trotz dem bedrückenden
Gefühl, welches einen jeweils beschleicht, wenn ein schönes Ereignis
seinem Ende nahe kommt, freute ich mich doch, wieder zu Hause zu sein!
Bevor ich mich allerdings in mein lange ersehntes Bett werfen konnte,
mussten ich ein erstes Mal meine Erlebnisse und Eindrücke erzählen.
Irgendwie erscheint mir das Ganze noch unwirklich!
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Montag,
1.9.2003 |
Als ich heute Morgen früh ins Zimmer zurückkehrte, klingelte gerade mein
Wecker. Es blieb gerade noch Zeit genug, meine sieben Sachen zu packen und
mich in den wartenden Bus zu schleppen, welcher uns an den Flughafen
brachte. Dort erwartete uns nochmals die koreanische Fangemeinde mit
schreienden "We love you Swisser!" Kiddies, welche uns aus Daegu
verabschiedeten. Nach einem einstündigen Flug nach Seoul bezogen wir das
Hotel und absolvierten eine organisieret Stadtrundfahrt. Diejenigen,
welche dabei nicht schliefen, sagten anschliessend, dass Seoul eine sehr
schöne und interessante Stadt sei.... Ich war derart ausgepowert, dass
ich nicht einmal mehr shoppen ging. Normalerweise halten mich davon nur
Fieber über der 42° Grenze davon ab... Was dieser Wettkampfstresse für
negative Folgen für einen gesunden Körper nach sich ziehen kann.... ;-)
Als der City-Tour-Bus dann allerdings in einer Geschäftsstrasse hielt, wo
Nike, Mizuno, Armani, Adidas, Reebok, etc. Tür an Tür geschäften, und
dies erst noch mit ausschliesslich kopierter und entsprechend günstiger
Ware, da raffte ich meine letzten Energiereserven zusammen und ergab mich
dem Konsumrausch wohl oder übel....
Anschliessend stand ein koreanisches Nachtessen in einem orttypischen
Restaurant auf dem Programm. Wir speisten alle wunderbar und mein Magen
bedankte sich für die feste Nahrung nach einer langen Zeit der Dürre...
Nach Speis und Trank ging’s auf zum berüchtigten Universiade-Abtanzen,
welches noch einige Zeit dauerte. Solange, dass ich, als ich ins Hotel zurückkehrte,
bereits wieder den wartenden Bus vor der Eingangshalle erblickte, welcher
uns zum Flughafen bringen sollte... Farewell Korea, farewell Universiade!
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Sonntag,
31.8.2003 |
Ich war bas erstaunt, nach einem intensiven Tanzabend den wunderschönen
morgendlichen Sonneaufgang zu erleben! Meine Zimmerkollegin klärte mich
dann aber auf, dass es sich um den Sonnenuntergang handle... Dies erklärte
auch, wieso ich mich derart ausgeruht fühlte! Ab aus den Federn also,
letzte Utensilien zum Tausch bereit machen und ab an die Schlussfeier
lautete folglich die Devise! Die Schlussfeier stand der Eröffnung in
nichts nach, obwohl emotional der Eindruck völlig verschieden war. Ich
wusste nun, dass alles vorbei war. Alle Athletinnen und Athleten hingen während
der Stadionrunde ihren vielfältigen Erinnerungen nach und träumten von
Vergangenem.
Alle Sportlerinnen und Sportler liefen buntgemischt ins Stadion ein. Nicht
einmal mehr anhand der Kleidung konnten die Nationen unterschieden werden,
da ja mittlerweile die Kleidung frisch fröhlich durcheinander getauscht
wurden. Ich selbst lief in meinem mit dem Handelsgeschick einer Basarverbkäuferin
erworbenen japanischen Trainingsanzug ein! Einziges Schweizer
Markenzeichen war das Sennenkäppi, welches uns von der Delegationsleitung
kurz vor dem Einmarsch überreicht wurde. Ein letztes Tauschobjekt,
welches an der Börse zeitweise höher gehandelt wurde, als die
hochprofitablen einheimischen KIA-Aktien...;-) Die im Stadionrund
versammelten Athletinnen und Athleten demonstrierten melancholisch aber überglücklich
die "Unity" der Völker, Kulturen und Kontinente.
Um die Melancholie nicht Überhand nehmen zu lassen, hiess es alsdann
sofort ab ins koreanische Nachtleben!!! Leider wurde ich in einer Disco
von einem rüpelhaften Sportler derart angerempelt, dass ich mir meinen
Tequilla über meine Notizen schüttet und von dem
in Tinte über diese Nacht Festgehaltenen ausser dreier Worte nur
noch unförmige blaue Kleckse übrig sind... Nun gut, ich will natürlich
den fleissigen Leseratten diese Worte nicht vorenthalten: Zusammengehörigkeit,
Emotionen, Zufriedenheit. Diese Worte stellen ein erstes persönliches
Fazit der Universiade dar. An die weitern Details der danach gelebten
Zusammengehörigkeit kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern,
was in Anbetracht meines fortgeschrittenen Alters nicht weiter
besorgniserregend sein sollte....:-)
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Samstag,
30.8.2003 |
Die
Müdigkeit wurde langsam übermächtig, so dass viele Athleten den
heutigen Tag zum ausschlafen und rumhängen nutzten. Nach einem Besuch im
Internetcafé besuchte ich die Wettkämpfe der Kunstturner. Wieder zurück
im Athletendorf traf ich zahlreiche Sportlerinnen und Sportler aus
verschiedensten Nationen und führte interessante Gespräche über das
Erlebte an der Universiade. Zwischendurch profitierte ich noch von den unzähligen
Freizeitangeboten und liess mir eine Maniküre machen und ein Henna-Tattoo
auf den Bauch malen, was frau halt so macht, um nach einer anstrengenden
Woche die Zeit totzuschlagen...:-) Gegen Abend fuhren dann allerdings
meine Lebensgeister in meinen Körper zurück, so dass nach dem Nachtessen
endlich mal Ausgang angesagt war!.... Da es allerdings spät und finster
wurde, kann ich meine Notizen darüber jetzt nicht mehr entziffern....:-)
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Freitag,
29.8.2003 |
Langsam aber sicher spüre ich den langen und intensiven Aufenthalt mit
den unzähligen Trainings und den Wettkämpfen in Korea in den müden
Knochen. Heute stand daher hauptsächlich Erholung auf dem Programm.
Zuerst besuchte ich den Turmwettkampf im Wasserspringen, wo Jean-Romain
Delaloye den Final nur sehr knapp verpasste! Anschliessend stand ein
kurzer Aufenthalt im Kraftraum auf dem Programm. Anschliessend spannte ich
mich in der Sauna und im Sprudelbad aus. Dies war eine wahre Wohltat!
Obschon ich den Aufenthalt in Korea und die gesamte Universiade bisher
sehr genossen habe und all die Eindrücke und Erlebnisse nicht missen möchte,
freue ich mich nun langsam, schon bald wieder nach Hause zu reisen und
wieder einmal völlig ausspannen zu können. Auch die eigentlich
ausgezeichnete Verpflegung im Athletendorf scheint nach zwei Wochen immer
gleich zu schmecken. Genauso wie die gewieften Leserinnen und Leser sich
langsam an den Reisgeschichten satt gelesen haben, bin ich nicht zu Tode
betrübt, schon bald einmal der asiatischen Küche Adieu sagen zu können
und mich wieder von einheimischen Köchen verwöhnen zu lassen, da ja
bekanntlich die Wildsaison
nun beginnt ....;-) Ein kleine Vorfreude soll allerdings den Gourmets
unter den Lesebesessenen bleiben: in zwei Jahren steht die nächste
Universiade an, welche im türkischen Izmir stattfinden wird. Was uns dort
wohl kulinarisches erwarten wird???
Eine einheimische Sekte wollte heute noch ein Foto mit mir für ihren
Kirchenprospekt ablichten, was ich allerdings dankend ablehnte.
Als ich heute Abend in meiner Unterkunft weilte, klopfte es plötzlich an
der Türe und einige Neuseeländerinnen standen da und wollten unbedingt
eine der silbernen Swiss Trainingsjacken im Tausch gegen eine
sportlich-elegante offizielle neuseeländische Oberbekleidung erwerben.
Ich konnte dem Angebot nicht widerstehen und werde mich von nun an in den
Farben der Kiwis promenieren! Kurz darauf standen Vertreterinnen der
kanadischen Delegation in meinem Zimmer und boten T-Shirts und Hüte feil,
so dass ich im Gegenzug auch meine T-Shirts los wurde. Als ich mein Zimmer
verliess, fanden sich einige US-Amerikaner in den Gängen auf dem Boden,
welche auf tauschwillige Schweizer warteten, um deren silberne
Trainingsjacken abzuschwatzen. In dieser Richtung hatte ich nichts mehr zu
bieten.
Der Tauschhandel mit Ausrüstungsgegenständen floriert überall heftig
und draussen wähnt man sich auf einem orientalischen Basar, wo alle ihre
Produkte vor sich ausgebreitet haben und auf Kundschaft warten. Überall
werden Kleidungsstücke und Pins zum Tausch angeboten. Mir hatte es der
Trainingsanzug der Japanerinnen angetan. Ich bot also einer Athletin aus
dem Land der aufgehenden Sonne meine silbernen Hosen mit dem aufgenähten
Schweizerkreuz an. Die Tochter Nippons begann zu strahlen, deutete mir an,
zu warten und verschwand kurz in ihrer Unterkunft. Kurz darauf kam sie mit
ihrem Trainingsanzug unter dem Arm raus und tauschte diesen gegen meine
Hose. Wir verabredeten zudem, dass wir Morgen ebenfalls unsere Schuhe
tauschen werden, da wir beide dieselbe Grösse haben. Wer hat schon ein
Paar Mizuno Sneakers mit der Aufschrift "Team Japan"?...
Der Grossteil meiner Ausrüstung ist nun bereits eingetauscht oder
versprochen. Einzig ein T-Shirt der Chinesinnen steht noch auf meiner
Wunschliste. Mal schauen, ob ich nach der Schlussfeier ein solches
erhalten kann.
Etwas werde ich in Good Old Europe nach meiner Rückkehr vermissen. Die
sehr freundliche und hilfsbereite Art der koreanischen Bevölkerung könnte
manch einem Mitbürger in unseren Breitengraden als Vorbild dienen. So bot
mir bspw. ein freundlicher Herr seinen Schirm an, als ich in der Stadt
spazierte und es unvermittelt zu regnen begann. Das sind die wahren
Gentlemen.... Überall wo wir als Schweizerinnen und Schweizer erkannt
werden, rufen uns die Leute zu: "We love you Swisser!"....
Gemeint sind damit natürlich die sporttreibenden Töchter und Söhne
Tells und nicht etwa die Angestellten einer bekannten Schweizer
Fluggesellschaft….:-)
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Donnerstag,
28.8.2003 |
Der gestrige Swiss Evening war sehr gediegen und frei von Fondue und Rösti….
Wir wurden mit verschiedensten Delikatessen wie bspw. Sushi verwöhnt und
konnten dazu koreanische Musik und Tänze geniessen. Es war ein rundum
gelungener Abend, bei dessen Gelegenheit auch gleich die zwei Schweizer
Medaillen im Fechten und Stabhochsprung gebührend gefeiert werden
konnten.
Nachdem ich mir heute Morgen zuerst einen Tennismatch anschaute und
anschliessend noch ein Training absolvierte, finde ich nun endlich Zeit,
mich ohne Zeitdruck ein wenig in der Stadt umzusehen. Im Moment blicke ich
gerade auf einen Markt, wo die Händlerinnen und Händler auf dem Boden
sitzend zahlreiche Körbe mit Gewürzen, Nüssen, getrockneten Früchten
und Heilpflanzen vor sich ausgebreitet haben. Bereits diese zahlreichen, für
europäische Nasen ungewohnten, Düfte sind faszinierend und lassen mich
in einer anderen Welt glauben!
Die Shops in der klassischen Einkaufsmeile unterscheiden sich auf den
ersten Blick nicht von solchen in Bern, London, Paris oder New York. Ist
man jedoch erst einmal drin, so läuft alles anders ab. Hat man ein
Kleidungsstück erspäht, so kommt sofort eine emsige Verkäuferin und lässt
einen koreanischen Wortschwall los. Nun gut, soweit ist dies für mich
noch kein Problem, da ich ja bereits fliessend koreanisch zuhören kann.
Mit dem Verstehen da hapert es allerdings noch gewaltig…;-) Doch mit
eine wenig „Yes, yes“ entsteht bereits ein erstes Gespräch, noch
nicht allzu philosophisch, aber trotzdem… Die Verkäuferin begutachtet
einen danach, umgreift die Taille, verschwindet einen kurzen Moment und
kommt mit der exakt passenden Grösse zurück. Faszinierend! Sich danach
noch mit Argument wie „falsche Grösse“ oder „unpassender Schnitt“
rauszureden, ist ein Ding der Unmöglichkeit, so dass bald einmal klar
wird, dass nur noch ein Taxi die zahlreichen Einkaufstaschen zurück
transportieren kann…:-)
Auf
einen solchen Fall bin ich natürlich vorbereitet und habe mir zum Glück
die koreanische Bezeichnung des Athletendorfes aufgezeichnet. Ein nicht
ganz einfaches Unterfangen, da die Schriftzeichen sehr komplex sind und
sich teilweise nur in winzigen Details voneinander unterscheiden… Ich
bin ja mal gespannt, wohin mich das Taxi nach meiner Einkaufstour bringen
wird… Falls ihr also längere Zeit nichts mehr von mir hören werdet,
befinde ich mich dann wohl in einem koreanischen Bergdorf, wo das
Internetcafé gerade geschlossen ist, da der Besitzer gerade in den
wohlverdienten Ferien in Sigriswil
oder Krattigen
weilt…:-) Nun trinke ich einen kleinen Reisschnaps auf die
Daheimgeblieben. Prost!
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Mittwoch,
27.8.2003 |
Die
drückende Hitze der letzten Tage war heute ein wenig gewichen. Dafür
regnete es nun derart stark, dass ich bereits nach kurzer Zeit völlig
durchnässt war. Ich besuchte am Morgen den Wettkampf der Herren vom
3m-Brett, wo meine beiden Teamkollegen am Start waren. Anschliessend
unternahm ich einen kleinen Stadtrundgang, um die koreanische Kultur und
den Alltag in diesem Land ein wenig näher kennen zu lernen.
Allzu viel Zeit blieb mir allerdings dazu nicht, da ich mich für den
heutigen Abend noch rechtzeitig in die offizielle Schweizer Kluft werfen
musste, steht doch der lange angekündigte Swiss Evening auf dem Programm.
Ein Anlass, an welchem sich die gesamte Delegation zum gemeinsamen
Nachtessen trifft. Mit dabei werden ebenfalls einige Vertreter der
offiziellen Schweiz sein. Es wird sicher interessant, einmal auch ein
wenig Zeit zu haben, um mit Schweizer Athletinnen und Athleten aus anderen
Sportarten Erfahrungen und Eindrücke der Universiade austauschen zu können.
Ich bin zudem guter Hoffnung, dass mein bereits grosser Hunger heute Abend
endlich einmal ohne Reis gestillt werden kann….
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Dienstag,
26.8.2003 |
Der heutige Tag
war ein Tag, welchen ich so schnell wie möglich vergessen möchte.
Nachdem ich einen für mich hervorragenden 1m-Wettkampf absolviert hatte,
verlief der 3m-Bewerb überhaupt nicht nach meinen Vorstellungen. Nach den
ersten zwei Sprüngen hoffte ich, an meine Vorstellung der
Schweizermeisterschaften von vor zwei Wochen anknüpfen zu können. Es kam
allerdings anders, als ich es mir gewohnt bin. Nachdem ich beim dritten
Sprung patzerte, schaffte ich es nicht, die beiden schwierigsten Sprünge
meines Programms, wie sonst üblich, ansprechend zu absolvieren.
Nur zwei Tage nach der Sonnenseite habe ich die Schattenseite des
Spitzensportes erlebt. Persönlich freue ich mich nun an meinem 1m-Erfolg
und werde die restliche Zeit in Korea geniessen.
Ich werde mich nun nach dem lange ersehnten Ende, ich habe in den letzten
elf Monaten(!) praktisch ununterbrochen täglich hart trainiert, meiner
bisher längsten und absolut erfolgreichsten Saison erholen und das
Wasserspringen in weite Ferne rücken lassen, um in einem Monat mit dem
Aufbau der nächsten Saison zu beginnen. Neue Ziele sind gesetzt, neue
Herausforderungen rufen.
Zum Schluss bediene ich mich nun einer alten asiatischen Weisheit, welche
besagt:
„Geht es dir schlecht und dreht sich alles im Kreis,
lächle von Herzen und genehmige dir eine Portion Reis!“... ;-)
In dem Sinne, tut es wie ich in harten Tagen,
esst was Körniges und versucht, Neues zu wagen!
Hasta mañana!
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Montag,
25.8.2003 |
Für
mich war dies der bisher härteste Tag, seit ich in Daegu bin. Die
anstrengenden Trainings und die hohe Luftfeuchtigkeit setzen mir immer mehr zu. Mit schlafen ist es im Schweizerhaus so eine Sache. Allzu früh
kommt man nicht ins Bett, da sich überall immer wieder andere Athletinnen
und Athleten sich für dies und das aus dem Training und dem Wettkampf
interessieren. Danach herrscht, bedingt durch die unterschiedlichen
Wettkampf- und Trainingszeiten, recht lange Hochbetrieb. Ist es endlich ruhig
im Haus, ist da noch immer die Hitze. So, genug des Jammerns, ich bin ja
glücklich, hier sein zu können….:-)
Auf dem Weg zum Training habe ich mir im Bus noch ein Halbstündchen
Schlaf gegönnt. Das erste Training war hart, da ich noch immer den
gestrigen Wettkampf in den Beinen spürte. Mir fehlte die nötige
Spritzigkeit. Es ist nicht mehr so einfach zu trainieren, das uns nur noch
die Zeitfenster zwischen den Wettkämpfen zur Verfügung stehen und wir
daher ein gedrängtes Programm haben.
Um unseren Hunger vor dem zweiten
Training zu stillen, suchten wir einen kleinen koreanischen Imbissstand
auf. Dort bestellten wir uns eine Art Quicklunch, bestehend aus asiatischen
Nudeln und einer höllisch scharfen Sauce….das Ding brannte wie Feuer…:-)…
Nun sollte ich für den morgigen Wettkampf richtig heiss sein…! Da wir
nur mit Stäbchen essen konnten, benötigten wir über eine Stunde, um die
störrischen Nudeln unseren Gaumen zuzuführen….da ist noch Übung von
Nöten….
Unterwegs wurden wir immer wieder von beinahe hysterischen Frauen und Mädchen
„attackiert“, welche sich alle unbedingt mit dem grossgewachsenen
Ludovic fotografieren lassen wollten. Es sieht ganz so aus, als ob Ludovic
eine neue Heimat mit bereits Hunderten von Fans gefunden hat….;-)
Da bleibt noch die Geschichte mit den roten „offiziellen“
Schweizerschuhen. Mein mexikanischer Kollege Francisco Perez lag mir seit Tagen in
den Ohren wegen eben diesen Zapatos muy bonitos… So habe ich ihm
halt ein paar Überzählige aus unserem Team organisiert und ihm damit
eine Riesenfreude gemacht. Jedes Mal, wenn er mich nun sieht zeigt er mir
die Schuhe, welche er aus Angst, sie könnten gestohlen werden, immer in
seinem Rucksack mit sich herumträgt…:-)
Nach
dem Training besuchten wir noch die Schwimmwettkämpfe, wo die Schweizerin
Carla Stämpfli im 100m Delfin den B-Final erreichte!
Gerade eben komme ich aus der Massage zurück, wo ich meine übermüdeten
Beine massieren liess, eine Wohltat!!!! Jetzt haue ich mich dann gleich
noch ein Stündchen aufs Ohr, bevor ich mir vor der ersehnten Nachtruhe
noch meinen Bauch mit Reis voll
stopfe. Langsam bin ich süchtig davon….:-)
E Guete!
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Sonntag,
24.8.2003 |
Obwohl mir mein bisher wichtigster internationaler Wettkampf bevorstand,
konnte ich in der Nacht zuvor gut schlafen. Erst am Morgen auf dem Weg zur
Wettkampfstätte spürte ich eine gewisse Nervosität. Beim Aufwärmen
wurde mir bewusst, dass ich nun gegen die gesamte Weltelite springen
durfte. Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen teilten sich am heutigen
Tage das Brett mit mir. Einerseits grossartiges Gefühl, andererseits
machte sich ein gewisser Erwartungsdruck bemerkbar. Hatte ich die
Selektion verdient? War ich wirklich fähig, auf diesem Niveau
mitzuspringen? Lange hatte ich allerdings für solche Gedanken nicht Zeit,
da der Wettkampf bereits um zehn Uhr begann. Als ich dann für meinen
ersten Sprung auf dem Brett stand, war die Nervosität verflogen und ich
wollte mich einfach nur noch auf mich selbst konzentrieren und mein Bestes
geben. Für den ersten Sprung erhielt ich von einem der Kampfrichter eine
8.0, was mich überaus motivierte, obwohl ich wusste, dass ich den 11.
Rang nach einem Sprung angesichts der übermächtigen Konkurrenz nicht
werde halten können. Meine weiteren 4 Sprünge gelangen mir überzeugend,
so dass ich mit den schlussendlich erreichten 208.23 Punkten sehr
zufrieden bin! Daraus resultierte der 21. Rang, noch vor einigen namhaften
Springerinnen aus Fernost und Osteuropa. Dies war mein bisher wichtigster
Wettkampf meiner Springerinnenkarriere und ich kann ein positives Fazit
daraus ziehen. Allen, die mir von zu Hause die Daumen drücken oder mich
per E-Mail unterstützen, danke ich herzlich!
Trotz der grossen Freude über dieses Resultat gilt es nun, mich
möglichst schnell zu erholen und die Einstellung für den 3m-Wettkampf
vom Dienstag zu finden. Schon Morgen geht das Training weiter. Für heute
ist noch eine Massage und danach eine frühe Nachtruhe angesagt. Die
eifrigen Leserinnen und Leser wissen natürlich, dass ich nicht schlafen
kann, ohne dass ich mir eine.....Portion Reis genehmige....;-)
Erschöpft aber glücklich und zufrieden melde ich mich für heute aus dem
tropisch heissen Korea ab... Guet Nacht!
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Samstag,
23.8.2003 |
Nun
ist es bereits eine Woche her, seit ich in Korea bin. Die Zeit verging wie
im Flug und ich so viele Eindrücke und Emotionen zu verarbeiten, dass ich
manchmal das Gefühl habe, bald zu platzen. Daneben beginnt mir das
feucht-warme Klima allmählich zuzusetzen. Auch heut e kletterte das
Thermometer wieder gegen die 40° Marke und die relative Luftfeuchtigkeit
fiel nie unter 80%. Die Menge an Wasser, welche man bereits
im Ruhezustand "verschwitzt", ist enorm! Zudem macht sich trotz
genügend Schlaf sehr schnell Müdigkeit breit. Da wir heute nur ein
dreistündiges Morgentraining hatten, versuchte ich meinem ausgetrockneten
Gehirn am Nachmittag ein Stündchen Siesta zu gönnen. Dies wirkte Wunder
und erweckte meine Lebensgeister zu neuen Taten.
Das Training am Morgen verlief sehr gut und ich habe für den morgigen
Wettkampf ein gutes Gefühl und freue mich auch entsprechend! Ich bin
sicher, dass mich zu Hause Tausende um 03:00 MESZ mental unterstützen
werden....;-) Es wird sicher einen äusserst hochstehenden und spannenden
Wettkampf geben, da die Weltelite fast ausnahmslos anwesend sein wird. Ich
hatte heute noch die Gelegenheit, die Chinesinnen beim Training zu
beobachten und muss sagen, dass deren Vorstellung beindruckend war. Etwas
anders als reingerippte (für Nicht-Wasserspringer: ohne Spritzer
eintauchen) Sprünge bekam ich nicht geboten! Es wird sicher für mich
lehrreich sein, erneut an einem Wettkampf auf diesem Niveau teilzunehmen.
Ich werde mein Bestes geben, um einen persönlich guten Wettkampf zu
absolvieren und meine Selektion zu bestätigen.
Ich werde versuchen, mich heute trotz der Hitze früh schlafen zu legen.
Zuvor genehmige ich mir die mittlerweile obligate Portion Reis "Surprise".
Die Überraschung ist dabei jeweils die Sauce oder die Beilage, welche
nicht immer zweifelsfrei identifiziert werden können.... Aber gut ist die
Verpflegung alleweil! Ansonsten besteht immer noch der Ausweg über das
Pastabuffet, was allerdings die esskulturinteressierten
Spitzensportlerinnen nur im Notfall wählen....;-)
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Freitag,
22.8.2003 |
Die vielen Emotionen der Eröffnungsfeier liessen sich nicht zügeln, so
dass ich vergangene Nacht nur wenig geschlafen hatte. Entsprechend war ich
heute nur beschränkt einsatzfähig...:-) Glücklicherweise war trainingsfrei,
so dass ich mich nun erholen konnte. Ich nahm die Gelegenheit wahr, andere
Schweizer Athletinnen und Athleten im Einsatz zu sehen und besuchte einen
Tennismatch und einen Taekwondo-Kampf. Letztere ist eine Sportart, welche
ich bis anhin noch nie gesehen hatte, entsprechend gross war mein
Interesse. Leider war unserem Athleten das Wettkampfglück nicht hold, so
dass er die erste Runde nicht überstand.
Im Anschluss gönnte ich mir noch eine Stunde Schlaf, setzte mir doch die
heutige Hitze von 43° und die Luftfeuchtigkeit von immer noch über 80%
übergebühr zu. Man hat dadurch manchmal das Gefühl, schon bald zu
verdunsten. Täglich schütte ich literweise Wasser in meinen Körper
rein, um meine ausgetrockneten Zellen mit dem Nötigsten zu versorgen...
Gastronomisch lässt das Angebot im Athletendorf kaum Wünsche offen. Rund
um die Uhr können sich die Sportlerinnen und Sportler an den zahlreichen
Buffets mit verschiedensten Köstlichkeiten verpflegen. Die Küche ist,
sagen wir es mal so, international mit starkem asiatischem Einschlag. Dies
macht sich in der Häufigkeit der süss-sauer Saucen und des Reises als Beilage
bemerkbar.... Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass nach meiner
Rückkehr nach Helvetien mein Tagesdurchschnitt an konsumiertem Reis
rapide ins Bodenlose fallen wird...:-) Qualitativ gibt es an der
Verpflegung allerdings nichts auszusetzen!
So, bevor ich nun völlig ausgehungert vor dem Computer zusammenbreche,
werde ich mir nun zum Nachtessen eine
Kleinigkeit......Reis.....genehmigen......;-)
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Donnerstag,
21.8.2003 |
Bereits der Beginn des heutigen Tages war eindrücklich. Im Hallenbad war
die Weltelite fast ausnahmslos zum Training versammelt. Ich sah viele
bekannte Gesichter und hatte die Möglichkeit, mit Athletinnen und
Athleten zu sprechen, welche ich schon längere Zeit nicht mehr gesehen
hatte. Meine leichte Zerrung vom Vortag machte sich auch bereits nicht
mehr bemerkbar, so dass das Training zufriedenstellend verlief.
Da wir uns bereits um 14:15 Uhr für die Eröffnungsfeier besammeln
mussten, hatte wir nicht viel Zeit zum Mittagessen. Bei 35°-40° und
einer Luftfeuchtigkeit um die 80% war es alles andere als angenehm, in der
offiziellen Delegationskleidung in der Sonne zu stehen! Ja, das Wetter
meinte es gut mit uns und zeigt sich von seiner besten Seite. In Folge der
grossen Hitze wurden wir von der Delegationsleitung verpflichtet, pro
Person 2 Liter Wasser mitzunehmen, was kurz vor Abfahrt auch prompt
kontrolliert wurde… Ich empfand dies zwar als ein wenig kindisch, hatte
aber später Verständnis dafür, als ich sah, dass tatsächlich einige
Athletinnen und Athleten unter der grossen feuchten Hitze kollabierten.
Mit rund 20 Busen fuhren wir alle unter Polizeieskorte vom Athletendorf
zum Stadion. Bereits die fahrt durch die Stadt mit Blaulichtbegleitung war
eindrücklich! Wir wurden zu einem grossen Platz gefahren, wo es für sämtliche
Delegationen hiess, sich in Achterkohllohnen aufzustellen. Die ganze
Prozedur dauerte über drei Stunden. In dieser Zeit hatte ich die Möglichkeit,
mit Mitgliedern der Mexikanischen und der Tschechischen Delegation einige
Worte zu wechseln und Fotos zu schiessen. Ein Erinnerungsfoto durfte natürlich
auch mit Swaziland nicht fehlen (die eifrigen Leserinnen und Leser
erinnern sich an meinen Beitrag vom 16.8. in diesem Tagebuch….:-)…).
Ich bemerkte sofort, wie begehrt die Kleider der Schweizer Delegation zum
Tausche waren und musste mich mit Händen und Füssen wehren, wollte ich
noch in den Schweizerfarben ins Stadion einlaufen…. Zahlreiche
Versprechen musste ich abgeben, meine Kleidung am Schluss der Universiade
mit ja niemand anderem tauschen zu wollen. Wahrscheinlich werde ich aber
mit einem Satz mexikanischer Kleider nach Hause kommen, da mir diese in
der imposanten Farben- und Kleidervielfalt am besten gefallen. Wenn mich
also mal jemand mit einem Sombrero und einem Poncho in Thun sieht, bitte
das Lachen solange unterdrücken, bis ich ausser Hörweite bin…
Bereits diese Vorbereitung der Eröffnung war durch die multikulturelle
Zusammensetzung und die Friedlichkeit unglaublich imposant und ging tief
ins Herz! So gegen 18:30 Uhr war es dann endlich soweit und wir
marschierten in alphabetischer Reihenfolge Richtung Stadion, welches
letztes Jahr anlässlich der Fussball-WM eröffnet wurde. Der Marsch
dauerte, immer noch bei brütender Hitze, eine halbe Stunde. Je näher das
Stadion kam, desto höher schlug mein Herz. Ich begann zu realisieren,
dass wirklich ich es bin, die nun an der Universiade teilnimmt! Unter dem
Stadion Tor hörte ich die Lautsprecherdurchsage, welch uns mit „Welcome
Switzerland“ ankündigte. Ich blieb für einen kurzen Moment wie
angewurzelt stehen und bekam Hühnerhaut. Dies
war ein Moment, wie ich ihn noch nie erlebt hatte, emotional war ich völlig
überwältigt und es stellte mir richtiggehend die Luft ab! Wir
marschierte in das mit 66'040 Kerzen schwenkenden Zuschauern ausverkaufte
Stadion rein und bogen unter dem ohrenbetäubenden Getöse der jubelnden
Massen auf die Stadionrunde ein. Zum Rhythmus der mitgebrachten Kuhglocke
gaben wir Schweizer eine Welle zum Besten, was frenetischen Beifall auslöste.
Wir warfen die mitgebrachten Frisbees im Swiss Design unter die Zuschauer
und schwenkten unsere kleinen Schweizerfähnchen dazu. Nachdem jede
Delegation ihre Runde absolvierte hatte, versammelten sich alle nach Ländern
geordnet und eingereiht in der Stadionmitte, um den Begrüssungsrednern
zuzuhören und der Entzündung des Universiade-Feuers beizuwohnen. Dazu
fuhr ein Athlet mit der Fackel in einem Aufzug zur Feuerschale hoch und
brachte die Universiade-Flamme zum lodern. Anschliessend durften wir von
der Tribüne aus den Rest der Eröffnungsfeier mitverfolgen. Nebst
imposanten Feuerwerken wurden auch beeidruckende koreanischen Musik- und
Tanzdarbietungen gezeigt und so die Kultur des Gastlandes vorgestellt.
Die ganze Eröffnungsfeier mit all ihren Darbietung war für mich
irgendwie unfassbar. Ich versuchte, die unendlichen Eindrücke und
Emotionen in mir aufzunehmen, was gar nicht möglich ist. Ich bin überzeugt,
dass ich davon noch sehrt lange werde zehren können und mich ewig daran
erinnern werde!
Nach dem Ende der Feier gegen 22 Uhr fuhren wir völlig ausgehungert und
übermüdet ins Athletendorf zurück. Dort herrscht nun zur Zeit
Hochbetrieb in den Telefonzellen und den Internet-Stations, da alle ihre
Eindrücke der Welt mitteilen wollen.
Ich bin froh, Morgen einen trainingsfreien Tag zu haben, um mich ein wenig
ausruhen zu können und danach am Samstag mit vollem Elan die letzten
Wettkampfvorbereitungen für den Sonntag vorzunehmen.
Überwältigt von Emotionen, Erlebnissen und Eindrücken werde ich nun
versuchen, mich dem ersehnten Schlaf hinzugeben…
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Mittwoch,
20.8.2003 |
Heute
möchte ich mit einem kurzen Exkurs zur Universiade beginnen. Im Jahre
1923 organisierte der Franzose Jean Petitjean die ersten
Welt-Studenten-Spiele in Paris. Diese Idee wurde weitergeführt und nach
dem Krieg war es wiederum Frankreich, welches 1957 die Welt-Universitäts-Sport-Meisterschaften
veranstaltete. 1959 fand schliesslich die erste Universiade unter diesem
Namen und in der heutigen Form in Turin statt. Ein Sportgrossanlass war
geboren. Seither wird die Universiade alle zwei
Jahre von der FISU (Fédération Internationale du Sport Universitaire)
organisiert. Es ist ein Pendant für Studierende zu den Olympischen Spielen. Teilnehmen dürfen alle an einer Universität
Eingeschriebenen, welche zwischen 17 und 28 Jahre alt sind und welche von
ihrem nationalen Verband selektioniert wurden. An der Sommeruniversiade
werden Wettkämpfe in den 10 Sportarten Basketball, Fechten, Fussball,
Kunstturnen, Leichtathletik, Tennis, Schwimmen, Volleyball,
Wasserball und Wasserspringen durchgeführt. Optional können Wettkämpfe
in Bogenschiessen, Judo und Taekwondo angeboten werden. In Daegu werden
4696 Athletinnen und Athleten sowie 2966 Offizielle aus 180 Ländern
teilnehmen. Nach den Olympischen Spielen handelt es sich um den
Sportanlass mit den meisten Teilnehmenden.
Die Universiade 2003 steht unter dem Moto "Unity" und soll die
Einheit von Sporttreibenden, Studierenden aber auch die der Völker,
insbesondere auch zwischen Nord- und Südkorea, symbolisieren.
Das Wetter hier in Daegu ist leider
noch nicht eröffnungsfeierwürdig. Bis jetzt hatte es viel geregnet und
ist bei rund 30° in Folge der hohen Luftfeuchtigkeit sehr schwül! Für
den Rest der Woche ist keine Besserung angesagt. Glücklicherweise finden
die Wettkämpfe in der Halle statt.
Einen Tag vor
der offiziellen Eröffnung beginnt die Spannung langsam zu steigen! Die
Delegationen sind zum grössten Teil vollständig anwesend, was im
Athletendorf eine einmalige Farbenpracht von Kleider und Fahnen zur Folge
hat. Die Sprachenvielfalt der rund 8000 Sportlerinnen und Sportler und der
Offiziellen hat für mich den angenehmen und enorm spannenden Nebeneffekt, dass ich meine
Kenntnisse in Französisch, Englisch, Spanisch und Tschechisch aktiv
trainieren kann. Dies ist doch um einiges interessanter, als zu Hause
Wörter zu büffeln oder in einer langweiligen Schulstunde zu
sitzen....;-)
Gerade jetzt im Internetcafé sitzt ein Australier mir gegenüber,
links von mir sendet eine Brasilianerin Grüsse nach Hause und rechts
bringt eine Mexikanerin ihre Eindrücke ins Internet. Von der
Mexikanischen Delegation habe ich im Übrigen bereits einige bekannte
Gesichter aus meinem halbjährigen Trainingsaufenthalt in Mexico City im
Jahre 2001 getroffen. Es war ein äusserst herzliches und freudiges
Wiedersehen und wir haben viel Spass zusammen!!!
Nachdem wir heute den dritten Tag in Folge sehr intensiv trainierte machen
sich die Strapazen langsam bemerkbar. Die Beine werde schwer und der
Körper schreit nach Erholung. Die Anwesenheit der gesamten Weltelite im
Wasserspringen ist jedoch Motivation genug, um den Trainingsfleiss nicht
vermissen zu lassen! Alles was Rang und Namen hat ist in Daegu vertreten,
das Niveau am Wettkampf wird olympisch und dementsprechend hoch sein.
Nach dem Training machten wir für die Schweizer Delegation ein Bild
"humoristique". Dazu sprangen wir gemeinsam mit Hut gekleidet
vom 10-Meter....=:-)
Die Zeitverschiebung, die zahlreichen Eindrücke, die neue Kultur und die
anstrengenden Trainings machen mich derart müde, dass ich am Abend nicht
einmal mehr Lust habe, mich im Athletendorf ein wenig bei Musik und Tanz
zu amüsieren....werde ich wohl älter?.....:-)
Heute hatte ich zudem die Ehre dem koreanischen Fernsehen ein Interview in
Englisch geben zu dürfen! Wenn wir uns in der Stadt bewegen behandeln uns
die Einheimischen wie Superstars und wollen sich mit uns fotografieren
lassen und rufen uns dauernd "we love you" zu.....ein völlig
ungewohntes Gefühl für uns Nobodies...!
So, nun gehts ab an Ludovic Sautiers 20. Geburtstagsparty uns dann ruft
schon bald der wohlverdiente Schlaf!
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Dienstag,
19.8.2003 |
Heute war ein Tag voller Eindrücke, Spannung und Emotionen, wie man es
nur in fremden Kulturen erleben kann! Begonnen hat alles mit der
Fahnenzeremonie, bei der jede Delegation mit ihrer Nationalfahne den
koreanischen Staatspräsidenten Mu-hyon No begrüsste und ihm ein
Gastgeschenk übergab. Wir Schweizerinnen und Schweizer überreichten
Herrn No typischerweise eine Kuhglocke. Dieser offizielle Akt ging mir
durch Mark und Bein!
Voller Emotionen gings anschliessend ins Training, welches sehr
anstrengend war, aber gut verlief.
Als wir ins Athleten Dorf zurückkehren wollten verpassten wir den Bus,
was den Anfang eines kleinen Abenteuers bedeutete. Da wir sehr hungrig
waren, beschlossen wir, unterwegs unseren leeren Mägen ein wenig Essbares
zuzuführen. Wir gingen schnurstracks in ein lokales Restaurant. Wie es in
vielen asiatischen Ländern üblich ist, mussten wir vor dem Betreten die
Schuhe ausziehen, für Wassersportler ja kein Problem...:-) Die Auswahl
auf der Speisekarte tönte ausserordentlich reichhaltig und lecker, mit dem
kleinen Handicap, dass wir nichts verstanden.... Flexibel wie wir sind,
bestellten wir irgendetwas... Wir wussten zwar nicht, was wir assen, die
Wahl war jedoch ausgezeichnet und wir hatten reichlich Spass!
Zum Verdauen machten wir eine kleine Tour auf viel zu kleinen Fahrrädern.
Da die Drahtesel über keine Bremsen verfügten, mussten wir die
Geschwindigkeit jeweils mit den Füssen drosseln. Dies war Spass pur, zum totlachen!
Danach begann wieder der Ernst des Sportes und ich absolvierte mein
gesamtes 3m-Kürprogramm. Ein eindrucksreicher Tag geht nun langsam zu
Ende und ich werde nach dem Nachtessen noch eine Massage erhalten und
danach todmüde aber glücklich ins Reich
der Träume schweben.
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Montag,
18.8.2003 |
Der
erste Tag in der neuen Umgebung verlief nicht viel anders als zu Hause.
Ich bekam zum ersten mal die Wettkampfanlage zu Gesicht und wir
trainierten den ganzen Tag sehr intensiv und sind nun entsprechend müde.
Zeit, um sich ein wenig umzusehen oder auszuspannen blieb kaum.
Der Gedanke, dass in diesem Land bereits die Wettkämpfe der
Olympischen Spiele 1988 stattfanden und ich nun die Ehre habe, hier zu
springen, ist ein erhebendes Gefühl. Ich freue mich!
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Sonntag,
17.8.2003 |
Die
fast 20-stündige Reise von Thun via Zürich und Seoul nach Daegu verlief
unspektakulär. Ich verbrachte die Zeit hauptsächlich mit lesen und
schlafen und den üblichen Essenspausen im Flugzeug. In Daegu wich die
ganze Müdigkeit urplötzlich von mir, als wir in der Ankunftshalle von
koreanischen Jugendlichen mit Schweizerfahnen und lauten Zurufen empfangen
wurden. Was für ein Empfang in einer fremden Kultur! Die Tatsache, dass
wir als Delegation aus "Swasiland" empfangen wurden, vermochte
die Freude nicht zu schmälern.
Im Athletendorf war der Empfang nicht minder herzlich. Die jeweiligen
Unterkünfte der verschiedenen Delegationen sind mit den entsprechenden
Landesfahnen geschmückt und alle Athletinnen und Athleten laufen in ihren
Delegationsbekleidung rum, was sehr eindrücklich ist. Das Athletendorf
ist riesig und die Infrastruktur lässt kaum Wünsche offen. Nebst freier
Verpflegung stehen ausreichend Zugänge zum Internet und
Telefonanschlüsse zur Verfügung. So muss man sich wohl an den Olympischen
Spielen fühlen! Voller Eindrücke und völlig müde von der langen Reise
werde ich nun den Schaf der Gerechten schlafen!
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Samstag,
16.8.2003 |
Mit
einem weinenden und einem lachenden Auge verlief der heutige Tag für mich
sehr turbulent. Zum einen musste ich mich von meiner Familie und von
meinen engen Freunden verabschieden, um in die Ferne zu ziehen. Zum
anderen begann die Realisierung eines meiner Träume und meines
Saisonziels. Ich begann meine Reise nach Korea, meine Reise zur Teilnahme
an der Universiade. Unglaublich, ich hatte es wirklich geschafft und war
nun unterwegs dorthin!
Im Zug nach Zürich hatte ich erstmals ein wenig Ruhe, um mir darüber
wirklich klar zu werden, im Bewusstsein, dass ich das Ganze erst später
wirklich fassen werden kann.
Als ich am Flughafen die anderen Athletinnen und Athleten der Schweizer
Delegation sah und mir das Flugticket mit dem Aufdruck "Daegu"
überreicht wurde, begann ich langsam zu realisieren, dass wirklich ich es
bin, die die Ehre hat, unser Land an diesem Anlass zu vertreten. Ein
tolles Gefühl. Auch ein gewisser Stolz erfüllte mich. Die bevorstehende
lange Reise machte mir plötzlich nichts mehr aus, obwohl ich bereits zu
diesem Zeitpunkt über 12 Stunden auf den Beinen war. Mir stand die Reise
zum Ziel eines meiner Träume bevor.
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